Wirkungsvolle Medikamente gegen Hirntumore

Viele Hirntumore enden unweigerlich tödlich. Seit Jahrzehnten wurden kaum Fortschritte mit Therapieformen erzielt. Neue Ansätze werden deshalb dringend gebraucht. Eine Studie der Klinik für Neurologie am Universitätsspital Zürich (USZ) geht mit der «Pharmakoskopie» einen neuen, innovativen Weg.

Das Glioblastom – der häufigste bösartige Hirntumor – ist sehr aggressiv und bisher nicht heilbar. Jährlich erkranken in der Schweiz rund 620 Menschen neu an einem bösartigen Hirntumor, 250 Menschen erkranken an einem Glioblastom; Tendenz steigend. Operationen, Chemotherapie oder Bestrahlung zeigen oft keine Wirkung. Rund 50 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb der ersten Jahre nach Diagnose. Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten werden deshalb dringend gesucht, um die Überlebenschancen zu verbessern.

Das Forschungsteam rund um Prof. Michael Weller und Dr. Tobias Weiss hat in Kooperation mit dem Team von Prof. Berend Snjider von der ETH Zürich ein innovatives Therapieverfahren für Personen mit unheilbaren Hirntumoren entwickelt. Dieses personalisierte Verfahren wird Pharmakoskopie genannt: Entnommenes Tumorgewebe wird daraufhin untersucht, welche Medikamente potenziell das Wachstum der Krebszellen hemmen können. Getestet werden knapp hundert, auf dem Schweizer Markt bereits zugelassene Arzneimittel.

Wie Medikamente Krebszellen im Gehirn erreichen

Die medikamentöse Behandlung von Hirntumoren stösst allerdings auf ein grosses Problem: Viele Krebsmedikamente zeigen bei Hirntumoren keine Wirkung, weil sie die sogenannte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können. Diese natürliche Barriere filtert Stoffe und hindert diese, ins Hirngewebe einzudringen. Deshalb wird bei der Pharmakoskopie auf Medikamente fokussiert, bei denen bekannt ist, dass sie das Gehirn erreichen. Dies sind überwiegend Arzneimittel zur Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen wie Epilepsie, Depression oder Schizophrenie.

Bisherige Untersuchungen in Tiermodellen haben bereits erste positive Ergebnisse geliefert und Medikamente identifiziert, die bei Hirntumoren eingesetzt werden können. Die Befunde wurden im November 2024 in der renommierten Zeitschrift «Nature Medicine» publiziert (hier herunterladen). In einer klinischen Studie soll die Wirksamkeit nun mit Patientinnen und Patienten getestet und bewiesen werden.

«Unsere Therapie soll die Lebensqualität von Betroffenen und Familien erheblich verbessern. Vielen Dank, dass Sie diese wichtige und innovative Forschung unterstützen.»

Prof. Dr. Michael Weller, Direktor Klinik für Neurologie

Pharmakoskopie: Hoffnung für betroffene Menschen

Hirntumore betreffen Menschen aller Altersgruppen, inklusive Kinder. Aufgrund der schlechten Prognosen wiegt die Belastung für Betroffene schwer. Die Pharmakoskopie soll zur ersten Änderung in der Behandlung von Hirntumoren seit Jahrzehnten führen und zu einem längerfristigen Paradigmenwechsel beitragen.

Der innovative Ansatz der Pharmakoskopie kann auch für die Therapie zahlreicher anderer kaum behandelbarer Erkrankungen, onkologisch und nicht-onkologisch, eingesetzt werden, wenn sich Zellkulturmodelle etablieren lassen, in denen man Pharmaka testen kann.

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