Der Stipendienfonds Salomon David Steinberg ermöglicht Doktorierenden der deutschen Literaturwissenschaften oder der Geschichte an der Universität Zürich durch Stipendien den Abschluss selbstständiger wissenschaftlicher Arbeiten. Gesuche können zweimal jährlich eingereicht werden.
Der Namensgeber der Stiftung Salomon David Steinberg galt als einer der wenigen expressionistischen Schriftsteller der Schweiz. Er war jüdischer Herkunft und studierte Geschichte, deutsche Literatur und Philosophie in Berlin und an der Universität Zürich (UZH), wo er 1913 promovierte. Er fühlte sich immer mit den Studenten seiner Fakultät der UZH verbunden. Deshalb gründete seine Frau Lea Steinberg-Jacobson 1966 – kurz nach seinem Tod – den Salomon David Steinberg Stipendienfonds.
Jährlich können durch die Stiftung zwei Stipendien à 20 000 Franken an besonders vielversprechende Doktorierende der Literatur und Geschichte an der UZH vergeben werden. Es handelt sich um einmalige Unterstützungszahlungen, die keine festen Anstellungen mit Sozialleistungen beinhalten. Eine Beteiligung an die Druckkosten der Dissertation ist leider nicht möglich. Es können sich ausschliesslich Doktorierende der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich (UZH) bewerben.
Die Bewerbungsunterlagen zur Beurteilung der Gesuche können Sie jeweils per 1. März und per 1. September bei der UZH Foundation einreichen.
Bitte füllen Sie das Bewerbungsformular aus und ergänzen Sie es mit den folgenden Elementen:
Sämtliche Unterlagen sollten kurz und prägnant formuliert werden. Die eingereichten Gesuche werden in Bezug auf Machbarkeit, fachwissenschaftliche Bedeutung sowie Vorgehensweise und Methodik durch den Förderbeirat beurteilt. Ein Gesuch kann nur einmal eingereicht werden.
Der Förderbeirat setzt sich aus folgenden Personen zusammen:
Prof. Dr. Philipp Theisohn, Deutsches Seminar UZH, Vorsitz
Prof. Dr. Monika Dommann, Historisches Seminar UZH
Prof. Dr. Raji C. Steineck, Prodekan Forschung, Asien-Orient-Institut UZH
Frühjahr 2024
Luise Sigron, Historisches Seminar
Servus non habet personam? Die Sklaverei im Übergang von der Spätantike in das frühe Mittelalter
Herbst 2023
Philipp Auchter, Deutsches Seminar
Das Ende der Parabel: Sinn um 1945 nach Goethe, Kafka und Aichinger
Herbst 2023
Stéphanie Prieto, Historisches Seminar
Der lange Schatten der arbores consanguinitatis. Versuche einer neuen Systematisierung von Verwandtschaft in protestantischen Inzestverboten
Herbst 2023
Adrina Schulz, Historisches Seminar
Public Women and Poor Daughters: Prostitutes in Early Modern Zurich
Frühjahr 2023
Christine Brunner, Historisches Seminar
Idylle als mediales Dispositiv: E. Marlitt und Die Gartenlaube
Frühjahr 2023
Julia Barbara Escher, Asien-Orient-Institut
Marriage as a diplomatic device – Marital politics between early medieval Chinese dynasties and neighboring powers in Eastern Eurasia
Herbst 2022
Nadine Zberg, Historisches Seminar
Die Neuerfindung der Stadt Zürich, ca. 1965-1985
Frühjahr 2022
Ursina Klauser, Historisches Seminar
«Schwierige» Kinder. Ambulante Kinderpsychiatrie im 20. Jahrhundert
Frühjahr 2022
Tatiana Voronina, Historisches Seminar
City and countryside. Rural youth of the Vologda region and problems of inequality in late socialism.
Herbst 2021
Miriam Bastian, Historisches Seminar
Gestürzte Statuen – Tilgungen – rituelle Verbote
Frühjahr 2021
Judith Kälin, Historisches Seminar
Disziplinierende Demokratie.
Administrative Freiheitsentzüge und soziale Kontrolle. Geschichten aus dem Kanton Zug, 1940-1985
Frühjahr 2021
Florian Müller, Historisches Seminar
Private Wohnlandschaften.
Wie private Interessen die urbane Schweiz gestalteten, 1936-1974
Herbst 2020
Jonas Schädler, Historisches Seminar
Zwischen Kraftwerk und Wohnraum.
Zur Geschichte des Stromzählers, 1880-1950
Frühjahr 2020
Rebecca Schmalholz, Historisches Seminar
Verdichtete Kommunikation.
Poesie im Umkreis Karls des Grossen
Frühjahr 2020
Stéphane Boutin, Deutsches Seminar
Serielle Agonistik.
Nietzscheanische Konfliktnarrative in der US-Fernsehserie um 2000
Publikation: Der Stromzähler. Elektrische Energie als Konsumgut, 1880–1950. Zürich 2023 (Interferenzen – Studien zur Kulturgeschichte der Technik, Band 29).
Zusammenfassung: Mit der Elektrifizierung des Haushalts, die ab 1880 einsetzte, stellte sich die Frage, wie der Verkauf von Strom geregelt werden sollte. Der Stromzähler löste dieses Problem und sorgte für Stabilität: Er übersetzte den Verbrauch von Elektrizität in Kilowattstunden, machte elektrische Energie fassbar, zählbar und kontrollierbar und schuf Vertrauen in die neue Technik. Landis & Gyr aus Zug spezialisierte sich auf die industrielle Fertigung Zählern. Die Firma belieferte Elektrizitätswerke in der ganzen Welt. Damit exportierte sie auch eine standardisierte Messmethode, die Verhaltensweisen der Kundinnen und Kunden, Kontrollroutinen und Genauigkeitsvorstellungen prägte.
Publikation: Episches Erzählen bei Goethe als Reflexion auf moderne Zeitlichkeit (2020)
Zusammenfassung: Die Gattung des Epos gilt spätestens seit Hegels geschichtsphilosophischen Verabschiedung aufgrund poetologischer Merkmale wie Breite, Totalität und Langsamkeit geradezu als die Antithese moderner Literatur. Wenn zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Epische restituiert und dabei insbesondere seine Erzählökonomie der Entschleunigung hervorgehoben wird, dann zeigt sich daran aber nicht nur, dass es in der Neuzeit sehr wohl einen Epikdiskurs gibt, sondern auch dass dieser kritisch auf die Erfahrung einer prekären, beschleunigten Lebenswelt Bezug nimmt. Die Dissertation verfolgt diese alternative Erzähltradition in die Eposdebatte um 1800 zurück und zeigt das Epische entlang der theoretischen Gattungsdiskussion sowie Goethes Versepen als wichtigen Abbildungs- und Verhandlungsort einer problematischen Moderne auf, deren Kerndynamik sich bereits zu diesem Zeitpunkt als eine unabsehbare Beschleunigung der kollektiven und individuellen Lebensrhythmen bemerkbar macht.
Publikation: Irrigation in Roman Western Europe, Siegburg 2021 (Schriften der DWhG, Sonderband 17).
Zusammenfassung: Die Bedeutung der Bewässerung wird für den Westen des römischen Reiches oft unterschätzt. Das Dissertationsprojekt „Irrigation in Roman Western Europe“ setzte es sich zum Ziel, den Einsatz, die Wahrnehmung und die Organisation von Bewässerung in dieser Region zu beschreiben. Eine sorgfältige Auswertung von archäologischen, literarischen, juristischen und inschriftlichen Quellen zeigte dabei klar, dass Bewässerung von Gärten, Wiesen, Feldern und Bäumen auch in klimatisch günstigen Gebieten gezielt und gekonnt eingesetzt wurde und für die römische Wirtschaft von zentraler Bedeutung war. Die Initiative kam dabei nicht von der römischen Regierung, sondern von den Landbesitzern und Bauern selbst.
Publikation: Wahre Erfindungen. Medialität und Verschränkung in Reisetexten der Gegenwart (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen, Band 44).
Zusammenfassung: Ab den 1980er-Jahren sind im deutschen Sprachraum vermehrt Rewritings historischer Reisen erschienen. Die Texte operieren auf mehreren Zeitebenen, indem sie Archivmaterial in Form von Expeditionsberichten, Briefen, Tagebüchern oder Fotografien einbinden. In den literarischen Nachreisen lassen sich Momente der Welthaltigkeit und der Authentizität finden, die im Widerstreit zu poetologischen und metafiktionalen Tendenzen stehen. Die Studie bietet nicht nur eine Analyse ausgewählter literarischer Werke zum Er-Fahren der Fremde, sondern setzt die literarisierten Forschungs- und Entdeckungsreisen auch in Beziehung. Die Autorin verfolgt einen text- und medienanalytischen Ansatz, da das Ausstellen von Vermittlungsprozessen für diese Texte hochgradig charakteristisch ist, ein Aspekt, der in der Forschung bisher nicht diskutiert wurde. Die Verschränkung von Archivalischem und Fingiertem verleiht den Texten einen komplexen medialen Status. Medialität kann als Raum oder Bedingung dieser Verschränkung gefasst werden.