Mit neuer Professur Gendermedizin voranbringen

Frauen und Männer werden anders krank. Die Gendermedizin arbeitet zusammen mit der Präzisions­medizin daran, Unterschiede besser zu erforschen und die Ergebnisse in die Krankenversorgung und in die Lehre einzubringen.

Die Universitäre Medizin Zürich initiiert das neue Fachgebiet Gendermedizin. Mit einer Professur wird der Ausbau der geschlechtsspezifischen und interdisziplinären Forschung und Lehre an der Universität Zürich (UZH) gemeinsam mit den vier universitären Spitälern angestrebt.

Geschlecht in der Krankenversorgung

Geschlechtsunterschiede machen sich in vielen Erkrankungen bemerkbar: Das Risiko an Alzheimer-Demenz zu erkranken oder an einem erlittenen Herzinfarkt zu sterben ist für Frauen deutlich höher als für Männer. Zudem leiden Frauen häufiger an Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma und Störungen des Immunsystems. Dagegen sind mehr Männer von Morbus Parkinson betroffen und sterben häufiger an COVID-19. Die Berücksichtigung von Geschlechtsunterschieden kommt Frauen wie Männern zugute und soll deshalb in der Medizinforschung aktiv gefördert werden.

Geschlecht in der Forschung

Studien zur Krankheitsentstehung und zur medikamentösen Behandlung werden zu 80 Prozent an jungen männlichen Mäusen durchgeführt – weiblicher Zyklus, weibliche und männliche Geschlechtshormone sowie Meno- und Andropause kommen in diesen Studien nicht vor. Auch klinische Studien werden überwiegend an Männern durchgeführt und trennen ihre Ergebnisse nicht für Frauen und Männer auf. Und: Sie berücksichtigen die soziokulturelle Dimension von Gesundheit oder Krankheit nicht. Einflüsse von Stress, Umwelt- und Lebensbedingungen, die sich bei Frauen und Männern unterscheiden, bleiben aussen vor. Zu Menschen mit anderen Geschlechteridentitäten gibt es auch fast keine Daten.

Geschlecht in der Lehre

In der medizinischen Lehre wird der Faktor Geschlecht ebenso wenig diskutiert. Medizinstudierende lernen nicht, was Männer und Frauen unterscheidet, was sie bei Untersuchungen und in der medikamentösen Therapie bei beiden Geschlechtern berücksichtigen müssen und wie sie geschlechtssensibel mit Patientinnen und Patienten kommunizieren. Ebenso fehlen übergreifende Ansätze zur besseren inhaltlichen und strukturellen Verankerung dieser Thematik. Dies soll sich an der Universität Zürich mit der Professur für Gendermedizin ändern.

«Verhelfen wir der Gendermedizin zum Durchbruch, um Menschen gezielter und effizienter behandeln zu können!»

Prof. Dr. Beatrice Beck Schimmer, Direktorin Universitäre Medizin Zürich

Neue Professur für Gendermedizin

Zu den wesentlichen Aufgaben der Professur gehört es, Forschung im Bereich Gendermedizin voranzubringen, indem sie Projekte in allen Bereichen der Forschung etabliert, dafür Konsortien bildet und Drittmittel einwirbt. Des Weiteren soll Gendermedizin in die Lehre integriert werden, damit die Studierenden grundlegende Informationen zur Bedeutung von biologischem und soziokulturellem Geschlecht in möglichst allen Fächern erhalten.

Geschlechtsspezifische Präzisionsmedizin

Schliesslich geht es darum, Ziele und Inhalte der Gendermedizin in der Schweiz zu manifestieren und international eine Führungsrolle einzunehmen. Damit wird die Professur in Gendermedizin die akademische Verankerung in Forschung und Lehre garantieren, die Pflege eines nationalen und internationalen Netzwerks sicherstellen sowie für die Translation in die Praxis sorgen. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um den Medizinstandort Zürich als modernes Zentrum für innovative Ansätze zusammen mit der Präzisionsmedizin zu positionieren.

Die längerfristige Vision ist es, ein Institut für Gendermedizin an der Universität Zürich zu gründen. Zudem soll in Zukunft ein klinisches Zentrum für Gendermedizin aufgebaut werden, in dem Menschen nach den Grundsätzen der Präzisionsmedizin geschlechtsspezifisch behandelt werden.


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