Digitalisierung der Bullingerbriefe

Der Zürcher Reformator Heinrich Bullinger (1504–1575), Nachfolger Huldrych Zwinglis, hinterliess Zürich einen umfangreichen Briefwechsel von rund 12 000 Briefen. Mit dem Projekt «Bullinger Digital 1.0» konnte das wertvolle Erbe ins digitale Zeitalter gebracht werden.

Rund 3000 Bullingerbriefe wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten vom Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte der Universität Zürich editiert. Im Rahmen des Projektes «Bullinger Digital 1.0» wurde der gesamte Briefwechsel fotografiert, digital erfasst und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dafür kam modernste Technologie zum Einsatz: Eine Schriftenerkennung auf Basis von künstlicher Intelligenz erschloss die Inhalte der Briefe und eröffnete neue Wege in der bisher äusserst zeitaufwändigen Transkribierung und Editierung der Briefe. Einzelne Arbeitsschritte wurden als Citizen Science Projekt unter Einbezug der Öffentlichkeit realisiert.

«Bullinger Digital» – Zürichs Erbe ins digitale Zeitalter bringen

  • Der überlieferte Briefwechsel Bullingers besteht überwiegend aus Briefen, die er selbst empfangen hat: Während von den Briefen aus seiner Feder lediglich 2 000 Stück erhalten geblieben sind, sind es etwa 10 000 Briefe, die an ihn geschickt wurden.
  • Zweidrittel der Briefe sind in lateinischer Sprache verfasst und ein Drittel in Frühneuhochdeutsch (FNHD). Mehr als 2 000 der Briefe weisen einen Mix dieser beiden Sprachen auf. Nur einzelne Briefe sind in einer anderen Sprache verfasst (Französisch, Italienisch, Griechisch).
  • 3 100 Briefe aus den Jahren 1523 bis 1547 wurden vom Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte der Universität Zürich (IRG) bereits ediert. Die Edition umfasst Briefe von 350 Schreibern und hat eine Grösse von einer Million Wörtern in Latein, 250 000 Wörtern in FNHD sowie 75 000 Fussnoten und Kommentaren. Diese Informationen wurden in die Datenbank überführt.

Die physischen Briefe sind hauptsächlich im Staatsarchiv Zürich sowie in der Zentralbibliothek Zürich gelagert. Ziel von «Bullinger Digital 1.0» war es, alle Bullingerbriefe mitsamt den dazugehörigen Informationen in eine Datenbank einzuspeisen und freien Zugang zu den Daten zu gewährleisten Um den Überblick über den Bestand zu gewährleisten sind in der Vergangenheit zu den Briefen Karteikarten mit Metadaten wie Datum, Absender und Empfänger sowie Archivort erstellt worden. Diese Karteikarten wurden im ersten Schritt mittels automatischer Texterkennung OCR (Optical Character Recognition) in die Datenbank überführt.

Automatische Handschriftenerkennung

Zu 3 000 Briefen existieren noch keine Transkriptionen. Ein wesentlicher Bestandteil und gleichzeitig eine grosse Herausforderung des Projektes «Bullinger Digital» war daher die automatische Handschriftenerkennung mittels künstlicher Intelligenz. Da die Briefe von vielen verschiedenen Schreibern stammen und sich die Schriftzeichen für Latein und Frühneuhochdeutsch unterscheiden, müssen entsprechend viele verschiedene Handschriften vom System erkannt werden.

Beispiel eines vollständig digitalisierten Briefs

In der Detailansicht eines Briefes findet man folgende Informationen vor:

  • Metadaten (Datum, Absender etc.)
  • Regest (kurze Inhaltsangabe, sofern vorhanden)
  • Faksimile (originalgetreue Abbildung des Briefes mit Zoom-Funktion)
  • Transkription des Brieftexts
  • Übersetzung des Textes (mittels Button oberhalb der Transkription)

Bei diesem Brief von Oswald Myconius aus dem Jahr 1541 sind bereits alle Informationen auf der Website eingepflegt:

Nach der erfolgreichen Digitalisierung sämtlicher Briefwechsel Bullingers wird die Korrespondenz in einem Folgeprojekt nun auch inhaltlich erschlossen.

Zum Folgeprojekt «Bullinger Digital 2.0»



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