Marianne und Hans Schwyn gründeten 2017 ihre eigene Stiftung.

«Neue Erkenntnisse schaffen»

Marianne und Hans Schwyn verbindet die ausgeprägte Eigenschaft, das Gute in den Menschen zu erkennen und zu fördern. 2017 haben sie sich mit ihrer eigenen Stiftung der Philanthropie verschrieben. Mit der Universität Zürich sind sie vor drei Jahren ein mehrjähriges Engagement zur Förderung der klinischen Forschung im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie eingegangen.

Über vier Generationen betrieb Ihre Familie die Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Littenheid (TG). Wie kamen Ihre Vorfahren zur Gründung dieser wichtigen Institution?
Hans Schwyn (H. S.): 1910 wurde mein Grossvater als Verwalter des «Asyl Littenheid» engagiert. 1917 übernahm er zusammen mit seinem Bruder die private «Heil- und Pflegeanstalt» und mein Vater leitete sie von 1950 bis 1991. Ab dann führte ich die «Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Littenheid». Ab 2008 haben wir zusammen mit den Besitzerfamilien der Psychiatrischen Klinik Schlössli die Clienia-Gruppe gegründet, welche ich bis 2015 als CEO leitete.

Im Jahr 2016 haben Sie Ihren Anteil an der Klinik verkauft und mit der Gründung der Hans und
Marianne Schwyn-Stiftung den Weg in die Philanthropie eingeschlagen. Gab es dazu einen spezifischen Auslöser?

Marianne Schwyn (M. S.): Es ist eine einmalige Chance, ohne Einschränkungen entscheiden zu können, wo und wie man sich engagieren möchte. Wir waren und sind mit unserem Leben zufrieden und haben alles, was wir brauchen – dieses Privileg ist nicht selbstverständlich. Gerade psychisch Kranke und Behinderte haben keine Lobby und kaum Platz in unserer Leistungsgesellschaft.

H. S.: Mit dem Schwerpunkt, welchen wir für die Zusammenarbeit mit der UZH Foundation
gewählt haben, hoffen wir, einerseits neue Erkenntnisse in der Behandlung fördern zu können und andererseits das Fachgebiet mit interessanten Forschungsprojekten für Fachkräfte – Ärzte und Psychologen – attraktiv zu halten. Es mangelt an Schweizer Nachwuchs in der Psychiatrie!

Wie wurden Sie auf die Universität Zürich (UZH) und deren Forschungsprojekte aufmerksam?
H. S.: Wir haben den Kontakt mit der medizinischen Fakultät dank der Unterstützung von Prof. Dr. med. Ulrich Schnyder und Dr. med. Hanspeter Wengle hergestellt, welche uns bei der Vorgehensweise und der Schwerpunktbildung beraten haben. Darüber hinaus habe ich an der Universität Zürich
meine Ausbildung als Sekundarlehrer absolviert. Es bestand für mich somit bereits eine Beziehung zu
der UZH und ich bin nun froh, durch unser Engagement wieder mit meiner Alma Mater in Verbindung zu sein.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Projekte aus, die Sie unterstützen?
H. S.: Wir erhalten von einer Expertengruppe, geleitet von Prof. Dr. med. Erich Seifritz, eine Liste der eingegangenen Projekte mit einer Bewertung und wählen dann ein Thema aus, welches uns vom
Forschungsschwerpunkt am erfolgversprechendsten scheint.

Welches Potenzial sehen Sie in dem von Ihnen unterstützten Bereich? Gibt es noch viele offene
Fragen, die es zu beantworten gibt?

M. S.: Wir sind Laien und deshalb auf eine fachliche Beurteilung der Projekte angewiesen. Es scheint mir, dass man in der Psychiatrie oft weiss, was wirkt, aber nicht immer weshalb – stark vereinfacht gesagt. Durch moderne bildgebende Verfahren verknüpft man erprobte psychotherapeutische Verfahren mit neurologischen Erkenntnissen – das scheint uns eine gute Grundlage zu sein, um in der Behandlung validierte Ergebnisse zu erhalten.

Was erhoffen Sie sich von Ihren Zuwendungen, welche Wirkung sollten diese entfalten?
H. S.: Wir haben bei der UZH aktuell vier Projekte ausgewählt, welche wir jeweils zeitlich verschoben über drei Jahre finanzieren werden. Die Projekte sollen in der Praxis anwendbar und nachhaltig sein, und es sollen engagierte Fachkräfte in Forschung und praktischer therapeutischer Arbeit gefördert werden.

Welche Ratschläge geben Sie Personen und Institutionen, die sich für die UZH engagieren wollen?
M. S.: Man sollte im Voraus wissen, welche Mittel man wie lange einsetzen will – das ist eine gute Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Es sollten genügend Mittel sein, um etwas zu bewirken. Zudem scheint mir wichtig, nach einigen Jahren einen Zwischenstopp zu machen zur Auswertung und allfälligen Korrektur der Rahmenbedingungen. Wir sind froh um die enge Begleitung durch die UZH Foundation und danken vor allem auch den Experten und Fachleuten aus den Fachbereichen Forschung und Psychiatrie, welche sich für unsere Stiftung engagieren, ganz herzlich!

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