Dr. Martin Eckert im Interview.

«Mein Herz schlägt für eine Universität, die uns als Gesellschaft voranbringt»

Für Dr. Martin Eckert ist Zürich nicht nur Heimat, sondern eine Herzensangelegenheit. Als Absolvent der Universität Zürich (UZH), Singstudent und Mitglied der Zunft Hottingen ist er tief in der Stadt verwurzelt und prägt ihr Leben massgeblich mit. Im Gespräch gewährt der Wirtschaftsjurist persönliche Einblicke und erzählt, was ihn am Engagement für die UZH besonders bewegt.

 

Interview: Laura Furlanetto

Wenn Sie eine berühmte Person zum Abendessen einladen könnten, wen würden Sie wählen?

Eine Person der jüngeren Vergangenheit, mit der ich mich gerne unterhalten hätte, ist der Schriftsteller Gerhard Meier. Ich habe seine Bücher mehrmals gelesen, und ich bewundere seine Persönlichkeit. Meier bezeichnete sich selbst als Provinzler. Er lebte bescheiden in Niederbipp am Jurasüdfuss und schuf aus seiner einfachen Welt ein literarisches Meisterwerk. Die Bücher haben kaum Handlung, leben aber von detaillierten, aufmerksamen Beobachtungen, die eine ganz besondere Atmosphäre erzeugen. Er hat seinen unspektakulären Wohnort in einer solchen Schönheit beschrieben, dass ich schliesslich selbst einmal dorthin gefahren bin. Es ist faszinierend, wie man mit Sprache gestalten kann.

 

Trotzdem haben Sie an der UZH Jura studiert und nicht Sprachwissenschaften. Wie kam es dazu?

Im Grunde dreht sich im Recht vieles um Sprache, denn mit Sprache wird Macht ausgeübt. Ob in Gesetzbüchern, Vertragsentwürfen oder juristischen Debatten – überall wird mit Worten gestaltet. Das hat mich von jung auf beeindruckt. Für mich stand daher früh fest, dass ich Jura studieren wollte. Ich habe während der Ausbildungszeit in verschiedene juristische Bereiche geschaut, doch ich wusste bereits zu Studienbeginn, dass ich Wirtschaftsanwalt werden wollte – und genau das bin ich schliesslich auch geworden.

 

Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Studienzeit, an das Sie noch heute gerne zurückdenken?

Die Erinnerungen sind stark geprägt vom Leben neben der Vorlesungszeit. Ich hatte eine romantische Vorstellung vom Studium und habe diese auch gelebt. Als Singstudent wohnte ich in der Kantorei – dem Haus meiner Studentenverbindung. Besonders wertvoll daran war für mich der Austausch mit Studierenden aus anderen Fakultäten. Gab es einmal eine Konfliktsituation, war es spannend zu beobachten, wie sich die Denkweisen unterschieden: Die Geisteswissenschaftler suchten stets nach den tieferliegenden Ursachen eines Problems, die ETH-Studierenden näherten sich immer sehr pragmatisch. Die Mediziner glaubten, die beste Lösung bereits parat zu haben (lacht), und die Juristen wollten das Problem sofort für alle Ewigkeit regeln. Es war eine aufregende Welt mit diesen vielen unterschiedlichen Perspektiven.

 

Sie werden scherzhaft «Mr. Sechseläuten» genannt. Wie kam es zu diesem Spitznamen?

Ins Zunftwesen wuchs ich als Kind hinein. Mein Vater war ein bekannter Redner und hatte die Tradition begründet, nach den offiziellen Feierlichkeiten zu später Stunde die sogenannte Saubannerrede auf der Schmidenzunft zu halten. Manchmal hielten wir die Rede gemeinsam, bis ich die Tradition irgendwann übernahm. Dadurch bin ich ebenfalls nach und nach zu einer bekannten Figur des Sechseläutens geworden. Das Reden liegt mir, ich mache es gerne. So wurde ich schliesslich auch mit 41 Jahren Zunftmeister, was damals in diesem jungen Alter noch nicht üblich war.

 

Was hat Sie dazu bewegt, als Teil der Giving Back-Community Forschung und Lehre zu unterstützen?

Ich bin ein neugieriger Mensch. An den Veranstaltungen der Universität Zürich konnte ich bis jetzt immer wieder spannende Einblicke in verschiedene Forschungsthemen gewinnen – etwas, das ich äusserst faszinierend finde und meine Neugierde stillt. Die Universität Zürich hat mir auch viel gebracht im Leben und davon gebe ich gerne etwas zurück.

 

Was möchten Sie mit Ihrem Engagement bewirken?

Ich bin Zürcher und habe dieser Stadt viel zu verdanken. Mir liegt viel daran, dass Zürich attraktiv bleibt – und dazu gehört eine starke, offene Universität. Im Gegensatz zu geschlossenen privaten Gemeinschaften wie Studentenverbindungen oder Zünften ist es gerade die Offenheit, die Zürich prägt. Die Stadt hat eine eigene Dynamik, es herrscht stets ein gewisser Wettbewerb. Die Universität Zürich verkörpert diese Offenheit besonders gut, denn sie zieht Forschende aus der ganzen Welt an. Und für diese Offenheit – für einen freien Geist und einen offenen Standort – lohnt es sich zu kämpfen.

 

Was würden Sie einer Person sagen, weshalb man sich für die Wissenschaft finanziell engagieren soll?

Man kann einen wertvollen Beitrag zur Forschung leisten. Der Verlauf der Forschung ist unvorhersehbar, immer offen. Aber gerade diese Ungewissheit fasziniert, denn dort entsteht Neues. Mein Herz schlägt für eine Universität, die uns als Gesellschaft voranbringt. Dafür braucht es letztlich Mittel und finanzielle Unterstützung.

 

Haben Sie einen Traum, den Sie noch verwirklichen möchten?

Ich finde Freude in den kleinen Dingen. Es muss nicht mehr die grosse Reise um die Welt sein, sondern vielmehr das Bewusstsein dessen, was man hat und wer man ist. Das hängt auch stark mit Wissen zusammen: Je mehr man über etwas weiss, desto spannender wird es. Wenn man durch die Stadt geht und ihre Geschichte, die wirtschaftlichen und politischen Ereignisse kennt, nimmt man sie anders wahr. Mein Ziel ist es, intensiv zu leben und alles um mich herum bewusst zu erleben.


Womit Sie gewissermassen den Spuren von Gerhard Meier folgen. Herr Eckert, ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.

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