Bei der Unterzeichnung dabei, hintere Reihe (von links): Sabine Kilgus, Irene M. Staehelin-Stiftung; Rektor Michael Schaepman; Roland Sigel, Dekan MNF; Christiane Tietz, Dekanin TRF; Stephan Neuhauss, Prodekan MNF; Annelise Alig Anderhalden, UZH Foundation; Edwin Huizing, Irene M. Staehelin-Stiftung; Rafael Walthert, Prodekan TRF. Vordere Reihe: Prorektor Christian Schwarzenegger; Jenö C.A. Staehelin; Mariel Hoch, Irene M. Staehelin-Stiftung; Christoph Schmid, Irene M. Staehelin-Stiftung.

Grosszügige Spende zur Forschung über Gewalt an Frauen

Die UZH kann dank einer grosszügigen Spende der Irene M. Staehelin Stiftung die Forschung über Gewalt an Frauen und Diskriminierung ausbauen. Geplant sind zwei Professuren und ein Forschungszentrum.

Irène M. Staehelin-Schindler war Anthropologin und setzte sich für benachteiligte Menschen und Minderheiten ein. Teile ihres Vermögens vermachte sie der 2020 gegründeten Irene M. Staehelin Stiftung, die ihr Lebenswerk fortsetzt und sich in den Bereichen Menschen- und Frauenrechte, Entwicklungshilfe sowie Natur- und Artenschutz engagiert. In ihrem Testament verfügte Staehelin die Finanzierung eines Lehrstuhls an der Universität Zürich, der Gewalt an Frauen und ihre systematische Diskriminierung thematisiert.

Letzte Woche trafen sich der Rektor Michael Schaepman und Prorektor Christian Schwarzenegger mit Vertreter:innen der Stiftung sowie der UZH Foundation zur Unterzeichnung des Vertrags. «Wir freuen uns sehr über die grosszügige Donation und danken der Stiftung für das entgegengebrachte Vertrauen», sagte Michael Schaepman. Die Vereinbarung sieht die Berufung von zwei Professor:innen im Bereich der Evolutionären Anthropologie und der Religionswissenschaft vor. Damit verbunden ist der Aufbau eines «Centers» zum thematischen Schwerpunkt «Evolutionary Anthropology and the Study of Religion and Women in Society». Die Forschungsfreiheit an der Universität bleibe dabei vollumfänglich gewahrt, betonte Rektor Schaepman. Die Berufungen und das Center werden von der UZH gemäss ihren Richtlinien umgesetzt.

Interdisziplinäre Ausrichtung

Der Fokus der ersten Stiftungsprofessur liegt auf den Themen evolutionäre Kulturentwicklung und Geschlechterrollen und ist an der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät MNF angesiedelt. Die zweite Professur thematisiert die Rolle von Religionen im Zusammenhang mit Diskriminierung von und Gewalt an Frauen und liegt bei der Theologischen und religionswissenschaftlichen Fakultät TRF.

Die Kooperation von Anthropologie und Religionswissenschaft bildet auch die Grundlage des geplanten Centers. Es wird interdisziplinär ausgerichtet werden und soll insbesondere den internationalen Austausch, namentlich mit Universitäten des südlichen Afrikas und weiterer Länder des globalen Südens, pflegen. «Wir sind überzeugt, mit diesen beiden Professuren und dem Center den Willen der Stifterin Irène M. Staehelin-Schindler ideal abzudecken», sagt Christian Schwarzenegger, Prorektor Professuren und wissenschaftliche Information.

Faszinierende Möglichkeiten

Die Professuren, drei Stellen für Doktorierende sowie das Zentrum werden durch die Donation der Stiftung während 25 Jahren finanziert. Stephan Neuhauss, Prodekan Forschung MNF, spricht von einer «faszinierenden» Gelegenheit. Die anvisierte Professur soll auf dem Gebiet der vergleichenden und evolutionären Anthropologie angesiedelt sein. Das Studium unserer nächsten Verwandten, den Primaten, spielt eine wichtige Rolle im Verständnis menschlicher Kulturentwicklung. Ungleichheiten und Gewalt zwischen den Geschlechtern existieren bereits in Affengesellschaften und ein besseres biologisches Verständnis sei mit Blick auf menschliche Gesellschaften essentiell. Mit der geplanten Professur öffnen sich verschiedene Forschungsfelder, die im Austausch mit der zweiten Professur an der TRF untersucht werden sollen.

Für Dorothea Lüddeckens, Professorin für sozialwissenschaftliche Religionswissenschaft, soll die künftige Professur die Geschlechterbeziehungen in religiösen Traditionen und Gemeinschaften untersuchen. Dabei geht es u.a. um die Frage, inwieweit Religionen die Diskriminierung von Frauen und Gewalt an ihnen beeinflussen. «Religionen können Diskriminierung legitimieren oder sogar produzieren, aber es gibt auch religiöse Potentiale, die genau das bekämpfen», sagt Lüddeckens. Und Gewalt an Frauen gebe es auch ohne Religion. So stelle sich zum Beispiel auch die Frage, inwieweit religiöse Konzepte und Normen schlicht ein Abbild gesellschaftlicher, patriarchalischer Strukturen sind. Und unter welchen Umständen in Religionen emanzipatorische Impulse entstehen.

Lüddeckens und Neuhauss weisen darauf hin, dass die detaillierten Forschungsaktivitäten mit den Professor:innen konkretisiert werden. Die Stellen werden in den kommenden Wochen ausgeschrieben. 

Hervorragender Ruf

Von Seiten der Irene M. Staehelin Stiftung zeigt ihr Präsident Christoph Schmid sehr zufrieden über die getroffene Vereinbarung: «Der interdisziplinäre Ansatz über zwei Fakultäten ist ganz im Sinn der Verstorbenen», sagt der Präsident des Stiftungsrates. Als akademisch geschulte Anthropologin war Irène M. Staehelin-Schindler die wissenschaftliche Forschung sehr wichtig gewesen. Sie war eine intellektuelle Person und ging den Dingen gerne auf den Grund. Die Kombination von Anthropologie und Religionswissenschaft entspreche ihren Interessen und vernetztem Denken und verspreche Antworten auf Fragen, die sie beschäftigt haben. Die Stiftungsprofessuren an der UZH sind im übrigen Teil eines grösseren Engagements der Stiftung, das Irène M. Staehelin ermöglicht. Dass sie die Universität Zürich bedacht hat, hängt mit persönlichen Kontakten und dem hervorragenden Ruf der Forschung an der UZH zusammen.

Die UZH Foundation ist für die Abwicklung des Vertrags zwischen der Irene M. Staehelin Stiftung, der Universität Zürich und der UZH Foundation verantwortlich. Sie stellt sicher, dass die Gelder zum festgelegten Zeitpunkt und zum vereinbarten Spendenvolumen gemäss dem Spendenzweck an der UZH eingesetzt werden können. «Mit einem Legat kann die Stifterin ihren Herzenswunsch realisieren und langfristig Spuren in der Forschung hinterlassen», sagt Annelise Alig Anderhalden, CEO der UZH Foundation. Die grosszügige Donation von Irène M. Staehelin-Schindler sei bestes Beispiel dafür.

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