Michael Schaepman, Rektor UZH, und Annelise Alig Anderhalden, CEO UZH Foundation.

Gemeinsam können wir die Stärken der UZH weiter ausbauen

Michael Schaepman, Rektor der UZH, und Annelise Alig Anderhalden, CEO der UZH Foundation, im Gespräch über die Rolle und Wichtigkeit einer eigenen Stiftung für die grösste Universität der Schweiz.

Interview: David Iselin
 

Die UZH Foundation feierte im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Welches waren die Beweggründe, die damals zur Gründung einer eigenen Stiftung für die Universität Zürich geführt haben?

Michael Schaepman (MS):
Zu Beginn gratuliere ich der UZH Foundation ganz herzlich zum zehnjährigen Jubiläum. Ich freue mich sehr über diesen Meilenstein. Die UZH Foundation gibt der UZH zusätzlichen Spielraum für ihre Kernaufgaben, insbesondere im Umgang mit Spenden. Sie kann diese Gelder sehr effizient verwalten und an die Forschenden weitergeben. Für alle Seiten ist dies eine Win-win-Situation.

Annelise Alig Anderhalden (AA):
Ein weiterer Vorteil ist sicherlich, dass sich die UZH Foundation fokussiert um die Mitteleinwerbung und die Anliegen unserer Spenderinnen und Spender kümmern kann. Diese wiederum erhalten einen stärkeren Einblick in die Arbeit der Forschenden und erzählen begeistert davon weiter.
Letztendlich kann die Universität Zürich dank kurzfristig verfügbarer Spenden zeitnah aktuelle Forschungsthemen aufgreifen.

 

Welche Synergien gibt es zwischen der UZH und ihrer Stiftung?

AA:
Wir arbeiten eng zusammen. Im regelmässigen persönlichen Austausch geben wir Rückmeldungen, welche Themen im Spendenmarkt gerade aktuell sind uns was unsere Spenderinnen und Spender interessiert. Die gute Reputation, die hohe Bekanntheit und die Vielseitigkeit der Themen der Universität Zürich öffnen uns viele Türen. Beide Organisationen tragen zur positiven Wahrnehmung von Bildung und Forschung in der Öffentlichkeit bei. 

MS:
In sich schnell ändernden Zeiten zählen Menschen auf Institutionen, die einen aktiven Beitrag zur Lösung globaler Probleme leisten und sich engagieren. Dazu zählt auch, dass die UZH dank ihrer interdisziplinären Forschung global relevante Probleme erkennt und Lösungsbeiträge liefert. Ihre darauf basierten Werte und Prinzipien kann sie so auch über die UZH Foundation an neue Personengruppen vermitteln, was sich wiederum positiv auf die Reputation der UZH auswirkt.

 

Die Schweiz ist nicht mehr Teil des Forschungsprogramms Horizon Europe. Welche Konsequenzen hat dieser Ausschluss für die Umsetzung von Forschungsprojekten? Können die entstehenden Lücken durch Spenden kompensiert werden?

MS:
Bei der Universität Zürich machen Kantons- und Bundesbeitrag ungefähr 75 Prozent des Budgets aus. 25 Prozent sind sogenannte kompetitive Drittmittel. Sie stammen vom Schweizerischen Nationalfonds SNF, von Stiftungen, Privatpersonen oder eben auch aus vormaligen EU-Programmen. Mit dem Scheitern des Rahmenabkommens wurde der Forschungsstandort Schweiz vom europäischen Wettbewerb ausgeschlossen. Schweizer Forschende können in der EU keine Projekte mehr einreichen, was einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit mit sich zieht und die bestehenden Netzwerke schwächt. Diese Verluste müssen kompensiert werden und darin spielen Drittmittel in Zukunft eine immer wichtigere Rolle. Die UZH Foundation schliesst durch die Spenden so eine wichtige Beitragslücke.

A.A.
Wir gehen davon aus, dass sich dies intensivieren wird, sobald die ersten Forschungsprojekte auslaufen. Um die Finanzierungslücken zu kompensieren, werden wohl Gelder aus der Schweiz und von Privaten noch wichtiger.

 

Welche Themen kann man an der UZH unterstützen?

AA:
Alle (lacht) – die Universität ist unglaublich vielseitig – da hat es für jede und jeden etwas Passendes dabei, um sich zu engagieren!
Wir fokussieren uns im Moment auf Schwerpunkte wie zum Beispiel die «Nachhaltigkeit», «Medizin», «Gesellschaft» und  «Nachwuchsförderung - Entrepreneurship». Je nach Grösse des Engagements bieten wir verschiedene Fördergefässe an: von einer Geldspende über die Gründung einer eigenen Stiftung unter dem Dach der UZH Foundation bis hin zur Finanzierung einer Stiftungsprofessur. Auch über ein Legat können junge Menschen an der Uni oder Projekte gefördert werden. Unser Portfolio wächst stetig und wir versuchen dabei die Wünsche unserer Gönnerinnen und Gönner möglichst gut abzudecken.

MS:  
Dazu kann ich noch anfügen, dass wir als Volluniversität sehr viele höchst spannende Themen anbieten können, und bedanke mich von Herzen, stellvertretend für die gesamte Universität, bei allen, die sich für die UZH engagieren!

 

Wie stellen Sie sicher, dass die Forschungsfreiheit immer bewahrt wird?

MS:
Die Unterstützung durch Drittmittel bedarf immer gewisser Regeln. So muss die Publikationsfreiheit immer gewährleistet bleiben. Ebenfalls ein wichtiges Anliegen ist der Aspekt der Transparenz. So sollen Forschende zum einen ihre Resultate offen publizieren und kommunizieren, andererseits muss auch die Herkunft der Gelder transparent gemacht werden. Beiträge ab 100 000 Franken werden daher auf der Transparenzliste der Universität online publiziert. Mit diesen beiden Massnahmen, Transparenz und Publikationsfreiheit, sind wir sehr gut aufgestellt.

AA:
Wir haben die Forschungsfreiheit explizit in unseren Verträgen integriert. Die Grenzen zwischen Förderern und Geförderten sind klar definiert. Eine Einflussnahme auf die Forschung würde niemanden etwas bringen – im Gegenteil.

 

Wo sehen Sie die Stiftung in den nächsten zehn Jahren?

MS:
Die Universität Zürich hat eine sehr starke und engagierte Alumni-Organisation. Wenn wir bedenken, wie viele Studierende an der Universität Zürich abgeschlossen haben und auch in Zukunft abschliessen werden, bietet dies enorme Chancen, um sie für die Anliegen der Universität zu begeistern. Diese Bindung müssen wir stärken und weiter ausbauen mit dem Ziel, dass alle UZH-Abgängerinnen und -Abgänger als Ambassadorinnen und Ambassadoren der UZH weltweit wirken.

AA:
Wir haben klare Wachstumsziele. Damit wir vielversprechende Forschung der UZH in Zukunft noch stärker unterstützen können, wollen wir unsere Spendendenbasis insbesondere im Segment der Privatpersonen ausbauen und sie für die Lehre und Forschung an der UZH begeistern. Dazu bietet die Universität mit ihrer Vielfalt beste Voraussetzungen.

 

Frau Alig, Herr Schaepman, besten Dank für das Interview!

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